Aus der Ukraine zum Praktikum bei VMM
Kamilla kommt aus Saporischschja, einer Stadt im Süden der Ukraine. Vor kurzem hat sie ihr Praktikum im Layout-Team bei VMM begonnen. Sie liebt es Videos zu drehen und freut sich, bei VMM auch Einblicke im Bereich des Grafik- und Mediendesigns zu bekommen. Von ihrer Flucht nach Augsburg und wieso die Bildbearbeitungs-Software Photoshop für sie besonders faszinierend ist, erzählt die 18-jährige hier.
Du hast von deiner Leidenschaft fürs Filmen erzählt. Hast du in der Ukraine schon etwas in diesem Bereich gemacht?
Kamilla: Ich liebe es in meiner Freizeit zu Fotografieren und Videos zu drehen. Bis zum Beginn meines Praktikums bei VMM, habe ich jedoch noch keine beruflichen Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt. In der Ukraine habe ich nach meinem Schulabschluss angefangen Grundschullehramt an einer Hochschule zu studieren. Für ein ehrenamtliches Projekt, bin ich dann letztes Jahr in den Westen der Ukraine gezogen. Dort habe ich für zwei Monate in einem Sozialcenter rumänische Kinder unterrichtet. In meine Heimatstadt bin ich am 23. Februar 2022 zurückgekehrt. Einen Tag später hat Russland den Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet.
Wie hast du vom Angriff Russlands auf die Ukraine erfahren?
Kamilla: Wir waren nicht auf den Angriff vorbereitet, denn wir dachten nicht, dass es jemals zu einem Krieg kommen würde. Am Morgen des 24. Februars wurden meine Mutter und ich vom Anruf meines Bruders geweckt. Er sagte uns: Bleibt zuhause, der Krieg hat angefangen! Es war eine komische Situation. Wir konnten gar nicht realisieren, was gerade in unserem Heimatland passiert.
Wie hat sich nach diesem Tag dein Leben verändert?
Kamilla: Die ersten Tage nach dem Angriff auf die Ukraine haben wir auf dem Boden im Flur geschlafen. Sogar meine 87-jährige Großmutter durfte nicht in ihrem Bett schlafen, weil wir durch die Innenwände im Flur besser vor den Raketen geschützt waren. Wir haben tagelang in der gleichen Kleidung geschlafen und mussten eine Tasche, gepackt mit Dokumenten, Kleidern und Essen, immer bereithalten. Auf Telegram wurden wir über die aktuelle Lage und den Raketenbeschuss informiert. Irgendwann wurden wir dazu aufgerufen die Stadt zu verlassen, weil es in Saporischschja nicht mehr sicher war.
Inzwischen wohnst du seit über einem halben Jahr in Augsburg. Kannst du von der Flucht nach Augsburg erzählen?
Kamilla: Erst sind wir in eine andere Stadt in der Nähe gegangen. Dort wurde es aber auch zu unsicher für uns. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen das Land zu verlassen und sind erst einmal mit einem Bus nach Rumänien gereist. In Rumänien waren viele Hilfsorganisationen vor Ort, die Busse für die Reise nach Deutschland zur Verfügung stellten. Meine Mutter, Großmütter und ich durften mit unserem Hund glücklicherweise sogar in einem Van der Organisationsleiter vom Lions Club Augsburg mitfahren. Ich bin sehr dankbar, dass wir in Augsburg direkt eine Unterkunft bekommen haben.
Vom Krieg in der Ukraine und wie es sich anfühlt aus seinem Heimatland fliehen zu müssen, erzählt Kamilla bei Hallo Augsburg.
Was hast du in Augsburg bis zum Beginn des Praktikums bei VMM gemacht?
Kamilla: Es ist komisch, aber ich kann dir gar nicht genau sagen, was ich gemacht habe. Ich hatte in den Monaten keine Arbeit und auch keine Deutschkurse. Heute denke ich, in diesem halben Jahr in Deutschland war es sehr wichtig für mich, nicht so viel zu tun und ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Ich habe die Zeit gebraucht, um zu verstehen und zu realisieren, was in meinem Heimatland gerade passiert.
Wie bist du zu deinem Praktikum bei VMM gekommen?
Kamilla: Als ich in Augsburg angekommen bin, habe ich von einem Augsburger Ehepaar sehr viel Hilfe bekommen. Inzwischen sind wir gute Freunde und es fühlt sich für mich sogar wie eine zweite Familie an. Meine deutschen Freunde haben durch ein befreundetes Ehepaar den Kontakt zu Andres Santiago bekommen und gemeinsam mit ihm mein Praktikum bei VMM organisiert.
Was hast du bisher in deinem Praktikum bei VMM gemacht?
Kamilla: Bisher habe ich während meines Praktikums bei VMM zum Beispiel gelernt, wie man mit Photoshop Bilder bearbeitet. Das ist etwas Neues und sehr Interessantes für mich. Besonders fasziniert mich daran, wie echt die Effekte in den Bildern nach der Bearbeitung aussehen. Man glaubt gar nicht, dass das Bild vorher ganz anders ausgesehen hat.
Wie stellst du dir deine Zukunft vor?
Kamilla: Ich weiß noch nicht, ob ich nach dem Ende des Kriegs in die Ukraine zurückkehren kann. Die Lage dort ändert sich täglich und es ist nicht klar, ob mein Zuhause nach dem Angriff der russischen Truppen noch steht. Ich träume davon, eines Tages als Videographin zu arbeiten und vielleicht sogar mein eigenes Unternehmen zu leiten. Das Videodrehen begeistert mich einfach!